Rezension von H.D. Peltzer zu Spencer Johnsons Bestseller aus dem Jahr 1998: „Who moved my Cheese?
An Amazing Way to Deal with Change in your Work and in your Life”
In der deutschen Fassung von Gaby Turner aus dem Jahr 2000:
„Die Mäuse-Strategie für Manager – Veränderungen erfolgreich begegnen“
Im Mittelpunkt von Spencer Johnsons Bestseller „Who moved my Cheese?“ steht ein Gedicht von A.J. Cronin über das Leben als Labyrinth, welches in der Originalsprache lautet:
“Life is no straight and easy corridor along which we travel free and unhampered, but a maze of passages through which we must seek our way, lost and confused, now and again checked in a blind alley. But always if we have faith, a door will open for us, not perhaps one that we ourselves would ever have thought of, but one that will ultimately prove good for us.”
Dieses Gedicht übersetzt Gaby Turner in der deutschen Ausgabe von Spencer Johnsons Werk so:
„Das Leben ist kein schöner, gerader Gang, den wir ungehindert frei durchschreiten, sondern ein Labyrinth aus Korridoren, durch die wir unsern Weg zu bahnen haben, verirrt und verwirrt und immer aufs Neue in Sackgassen gefangen. Doch wenn wir nur den Glauben haben, wird Gott uns immer eine Türe öffnen, keine vielleicht, an die wir selbst auch nur im Traum gedacht haben, doch eine, die sich uns am Ende als segensreich erweisen wird.“
Diese Übersetzung durch Gaby Turner verleitete einen Pfarrer aus Korschenbroich sogar dazu, das Gedicht von A. J. Cronin ungeprüft als Motto für seinen Osterbrief 2006 an seine Gemeinde zu nehmen mit der Überschrift: „Ostern – Veränderungen erfolgreich begegnen“, um daraus den Schluss zu ziehen: „Im Großen wie im Kleinen gilt deshalb auch für uns: Wenn wir nur den Glauben haben…“
Dabei hätte ein einfacher Blick in die zweite Strophe des irischen Originals genügt, um zu erkennen, dass hier weder von „Glauben“ noch von „Gott“ die Rede ist. Eine einfache Übersetzung der zweiten Strophe müsste lauten:
„Aber immer dann, wenn wir Vertrauen haben, wird sich für uns eine Tür öffnen, vielleicht nicht eine, die wir uns selbst je vorgestellt hätten, jedoch eine, die sich letztlich für uns als gut erweisen wird.”
Ähnlich missverständlich ist die Übersetzung des Untertitels von Spencer Johnsons Werk:
„Veränderungen erfolgreich begegnen“
Hier müsste es in etwa heißen:
„Ein erstaunlicher Weg, um mit den Veränderungen in Deiner Arbeit und in Deinem Leben fertig zu werden“
Diese wenigen Hinweise mögen ausreichen, um auf die Problematik einer jeden Übersetzung aufmerksam zu machen, vor allem, wenn man aus einer fehlerhaften Übersetzung die falschen Schlussfolgerungen zieht.
Zum Abschluss meiner Überlegungen möchte ich den Blick des geneigten Lesers auf die Übersetzung des Cronin-Gedichtes durch einen befreundeten Englisch-Kollegen, Herrn B. Steinhauer, lenken, welcher folgendermaßen formuliert:
„Das Leben ist kein gerader und einfacher Flur, durch den wir frei und ungehindert reisen, sondern ein Labyrinth von Gängen, aus denen wir unseren Weg heraus suchen müssen, den Weg nicht finden und verwirrt sind und uns immer mal wieder in einer Sackgasse wieder finden.
Aber immer, wenn wir Vertrauen haben, öffnet sich für uns eine Tür, vielleicht nicht die, an die wir dachten, aber eine, die sich letztlich als gut erweist für uns.“
Korschenbroich, im Juni 2006